
Nach unserem Exkurs in die Wiedergeburtenlehre und einem kurzen Ausflug in das Thema „Ursprungsabsicht“ kommen wir nun zum Hauptthema des Buches: Dem EGO. Um aus dem Ego auszusteigen, um es abzulegen, sollte man es erst einmal kennen und verstehen. Auch eine Krankheit kann man erst dann heilen, wenn man sie sich anschaut und untersucht. In vielen Mythologien wird das Ego als Drache dargestellt, den es zu bekämpfen gilt. Es wird damit ausgedrückt, dass das Göttliche schließlich über das "Animalische" in uns obsiegt, dass wir unsere Ursprungsabsicht endlich erkennen und unser wahres SELBST leben, dass wir unsere Schöpferkraft sehen und sie annehmen, und dass wir erkennen können, dass ALLES EINS IST und wir Teil der Quelle sind. Ich bin grundsätzlich nicht dafür, etwas zu bekämpfen, sondern es durch Liebe zu transformieren. Und das ist in Sachen Ego durchaus möglich, wie ich dir im weiteren Verlauf des Buches noch aufzeigen werde.
Hinduistische Lehren nennen das Ego auch MAYA (Illusion, Täuschung), da es dafür sorgt, dass man eine völlig verdrehte und unnatürliche Sicht auf die Welt und sich selbst hat. Und wir alle haben mehr oder weniger eine verzerrte Sicht auf unsere Welt und auf uns, unsere Sicht wird getäuscht. Das Ego selbst ist eine Täuschung, eine Maske, ein Schleier, hinter dem unser wahres Wesen versteckt ist, doch da der unbewusste Mensch an diese Illusion glaubt bzw. sich für seine illusorische Rolle hält, lebt er nach den Richtlinien des Egos, die alle möglichen Angstgefühle beinhalten. Dadurch vergisst er, dass er ein göttliches Bewusstsein ist und sich vor nichts zu fürchten braucht. Das bringt uns zu der Frage:
Wie ganz konkret entsteht das Ego?
Ich habe das Thema bereits angeschnitten. Doch wenn wir es genauer wissen möchten, muss ich etwas weiter ausholen. Die Seele also ICH BIN (die göttliche Seele) wünscht sich eine Erfahrung in der dritten Dimension. Um sich in der materiellen Welt überhaupt zurechtfinden zu können, ist die Seele, also ICH BIN mit einem menschlichen Körper ausgestattet. Dieser hat fünf verschiedene Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Bevor die Seele in die materielle Welt kam, wusste sie um das Gefühl unendlicher Glückseligkeit. In der materiellen Welt ist dieses Glück jedoch durch die angebliche Trennung vom universalen Bewusstsein (Gott) nicht länger vorhanden und dies beschert dem Ego das Verlangen, dieses unbeschreiblich schöne Glücksgefühl wieder zu finden. Das Ego übernimmt mehr und mehr das Ruder und will unbedingt immer wieder das Glücksgefühl erfahren.
Wie soll die Seele im menschlichen Körper, in einer materiellen Welt, in der sie lediglich mit den beschriebenen Sinnen ausgestattet ist, Glück erfahren? Das Ego stürzt sich in eine Sinneserfahrung nach der anderen, in der Hoffnung dadurch glücklich zu werden, und erzeugt dadurch den Drang nach immer mehr Befriedigung durch die Sinne. Trotzdem entsteht kein anhaltendes, dauerhaftes Glücksgefühl, so dass man noch gieriger wird nach noch mehr Sinnesbefriedigungen. Wir alle wissen, was entsteht, wenn man ständig das Verlangen nach etwas hat, was einen nicht gänzlich befriedigt: ABHÄNGIGKEIT und SUCHT. Und keine Sucht, ob Fernsehsucht, Erlebnissucht, Geltungssucht, Magersucht, Esssucht, Drogensucht, Sexsucht, Alkoholsucht, Nikotinsucht oder Kaufsucht, bringt innere Erfüllung, sondern ausschließlich innere Leere bzw. sie „füllt“ uns mit Leere.
Was kennzeichnet eine Sucht?
Dass sie unersättlich ist und kein Ende kennt, sie ist wie ein Fass ohne Boden, welches eine ewige Glückseligkeit verhindert. Und sie kontrolliert das Verhalten der Menschen. Und wenn das erst einmal der Fall ist, dann ist es vorbei mit dem freien Willen der Menschen, da sie nicht mehr freiwillig und willentlich eine Entscheidung treffen, sondern der unfreie Spielball ihrer vom Ego produzierten Sucht werden.
Wann genau entsteht das Ego?
Es entwickelt sich bereits bei der Zeugung des physischen Körpers, wächst aber zu dieser Zeit noch nicht so schnell, wie es später beim bereits geborenen Kind der Fall ist, das äußeren Einflüssen unmittelbar ausgesetzt ist. Sobald die Befruchtung stattfindet, übernehmen die Zellen des ungeborenen Kindes die Informationen der Eltern. Die gesamte 9-monatige Schwangerschaft wird vom ungeborenen Kind als Zellerinnerung aufgenommen. Nach der Geburt wird das Ego (oder auch das "kleine Ich") als unsere Individualität wahrgenommen. Es hat jedoch keinen Zugang zu höheren Bewusstseinsebenen, sondern hat als einzige Orientierung die bereits erwähnten Sinne.
Sehen wir uns das noch etwas genauer an: Die Sinneswahrnehmung des Menschen erzeugt eine Unterscheidung (das gefällt mir - das gefällt mir nicht, das ist gut - das ist schlecht). Dabei neigt man zu dem, was einem mehr gefällt, was man als "gut" empfindet. Und dies ist bereits die erste Hinwendung zum Ego. Denn die anfängliche Zuneigung wächst zu einem "haben wollen". Daraus entsteht die Vorstellung, etwas besitzen zu wollen. Und daraus wiederum entsteht eine Anbindung – man haftet sich an etwas, das man auf keinen Fall mehr verlieren möchte. Und das führt zu der Angst, es vielleicht doch mal zu verlieren. Und da, wo Angst ist, kann es kein Vertrauen mehr geben. Kein Vertrauen zu sich selbst, kein Vertrauen zu Gott und kein Vertrauen ins Leben. Anstelle des Vertrauens gibt es nur noch den Kampf für das Ego.
Die Sinneswahrnehmung sorgt dafür, dass man sich mit dem identifiziert, was man mit den Sinnen wahrnimmt:
- Ich bin mein Körper.
- Ich bin das, was ich denke.
- Ich bin das, was ich fühle.
- Ich bin Mitglied dieser Nation, Gesellschaft, Konfession.
- Ich bin Hans Mustermann aus Musterhausen.
Die Identifikation mit dem Körper beginnt recht früh. Das Kind stellt fest, dass es mit seinem Körper Handlungen ausführen kann, dass es damit etwas bewirken kann - und wenn es anfangs nur das Anfassen von Spielsachen ist. Es stellt fest, dass es mit den Händen Dinge bewegen kann, dass es mit dem Mund Geräusche erzeugen kann, dass es mit den Augen die Welt ansehen kann usw. Dabei entsteht ein trennendes Selbstgefühl, welches uns sagt, dass wir als ein Individuum getrennt sind von allem anderen, dass wir nicht Teil eines großen Ganzen sind.
Übrigens: Erwachsene Menschen, die sich vornehmlich mit dem Körper identifizieren, fürchten sich umso mehr vor dem Alter.
Auszug aus meinem Buch „Vom Wollen zum SEIN“. (hier klicken!)
Deine Dragica