Kinder leben ihr Leben ohne zu viele Gedanken, sie handeln aus sich heraus. Das Kleinkind besteht nur aus Fühlen. Es erlebt und erfährt die Welt fühlend und ist deshalb glücklich. Indianer sitzen nicht da und denken tagelang darüber nach, die machen einfach, ganz intuitiv. Durch ZU VIEL Nachdenken werden die einfachsten Dinge kompliziert. Dazu fällt mir eine Geschichte ein:
Ein Fuchs beobachtete einen Tausendfüßler, der emsig seines Weges lief. Er schnitt ihm den Weg ab und fragte: „Hey, wie kannst du so schnell laufen, ohne dich zu verheddern? Auf Dutzenden von Beinen läufst du in alle möglichen Richtungen, hältst an, läufst weiter, schnell oder langsam, und das alles ohne zu stolpern! Das ist unglaublich!“ Der Tausendfüßler betrachtete verdutzt seine Beine, als ob er sie zum ersten Mal sähe, dachte über das Gesprochene nach, analysierte es gedanklich und musste dem Fuchs zustimmen: „Verdammt, du hast recht. Das ist wirklich kaum zu verstehen.” Als er weiterlaufen wollte, gerieten ihm seine vielen Beine auf einmal hoffnungslos durcheinander. Seitdem vermochte der Tausendfüßler keinen Schritt mehr vor den anderen zu setzen.
„Ich denke, also bin ich verwirrt.“ (Tao Te Puh)
Nur durch das Fühlen wirst Du die Liebe Deines Lebens entdecken, den Beruf, der Deine Berufung ist, die richtige Lebensweise und vieles mehr. Wie schön fühlt sich eine saftige Erdbeere an, wenn man sie bewusst isst? Mit welcher Freude erfüllt uns die innige Umarmung eines geliebten Menschen? Wie sehr genießen wir einen schönen, harmonischen Film, wenn wir ihn sehen?
Immer dann, wenn man etwas genießt, ist das eine Gefühlssache und dann sollte man nicht darüber nachdenken, weil die Gedanken den Genuss zerstören. Sobald Du bei einem liebevollen Kuss anfängst darüber nachzudenken, ist das schöne Glücksgefühl weg. Die Gedanken vertreiben die genussvollen Augenblicke im Leben. Das Genießen wird verdrängt, weil plötzlich das Denken im Vordergrund steht. Das bedeutet, dass Genießen und Denken oft zwei Gegensätze sind, während das Genießen und das Fühlen sich ergänzen. Vertrauen wir lieber unserem intuitivem Gefühl, welches nicht wie der Verstand alles zerredet und „tot analysiert“.
„Versuchst Du den Weg zur Wahrheit mit dem Verstand zu finden, erweist sich das als unmöglich. Sobald Du den Verstand jedoch fallen lässt, sind keine Hindernisse mehr da.“ (Abu’ l-Madschd Madschdud Sana’ i)
Wenn man beginnt, an einer Tastatur zu schreiben, wird früher oder später die Handschrift schlechter. Ebenso ist es mit Kopfrechnen. Je öfter man einen Taschenrechner benutzt, umso mehr lassen die Rechenfähigkeiten nach. Und genau so ist es auch mit unserer kleinen, inneren Stimme. Je mehr wir sie durch den analytischen Verstand verdrängen, desto weniger hören wir sie und umso kälter und unschöner erscheint uns die Welt.
„Der Intellektuelle sitzt lebenslänglich in seiner Gehirn – Zelle.“ (Kersten)
Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich ist das Denken wichtig und ohne es würden wir viele Lebenslagen nicht meistern können. Doch es geht mir darum zu verdeutlichen, dass wir nicht unser Denken sind. Das Denken ist ebenso wie unsere Arme und Beine ein Werkzeug. Mal gebrauchen wir sie und mal lassen wir sie ruhen. Und das ist es eben, was die meisten Menschen verlernt haben: Das Denken auch einmal abzuschalten, es ruhen zu lassen, es nicht dort zu gebrauchen, wo es hinderlich ist.
„Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Verstand sein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft geschaffen, die den Diener verehrt und das Geschenk vergessen hat.“ (Albert Einstein)
Setzen wir uns mit dem Verstand gleich, trennen wir uns vom großen Ganzen, vom allumfassenden Sein und wir werden zu einer Insel. Doch die Wahrheit ist, dass wir wie eine Insel weiterhin mit den Kontinenten verbunden sind, nur dass das Meer uns was anderes glauben macht. Der Verstand ist die Oberfläche, doch der wahre Schatz liegt in der Tiefe. Um an ihn zu gelangen, muss man durch die Oberfläche dringen (hierzu empfehle ich die von mir entwickelte „Zentrierung“).
Sobald wir in unser Inneres eingetaucht sind, lösen sich plötzlich viele „äußere“ Probleme von selbst und wir stellen fest, dass wir über bestimmte Dinge gar nicht mehr viel nachdenken, stattdessen sind wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort und tun intuitiv das, was uns glücklich macht. Leben bedeutet vor allem das Leben zu fühlen und das geht nur mit dem Herzen. Denn nur das Herz existiert in der vollständigen Erfüllung.